Unsere persönlichen Highlights für Sie ausgesucht
Lindt & Sprüngli – von Lisa Graf
Hinter den Kulissen der Schokofabrik
Lisa Graf aus Berchtesgaden hat eine Schwäche für Feinkost – nach einer Buchtrilogie über das Münchner Delikatessenhaus Dallmayr schreibt sie über Lindt und Sprüngli.
Rudolf, der Sohn von David und Elsbeth Sprüngli, hat einen großen Traum: Er möchte seine eigene Schokolade herstellen. Dieser Wunsch entstand, als seine Mutter schwer erkrankte und Rudolf beim Apotheker Flückinger mit seinem Ersparten nicht nur die notwendigen Tropfen, sondern auch ein wenig Schokolade erstand. Als seine Mutter die Schokolade aß, wurde sie wieder gesund. Rudolf ist davon überzeugt, dass dies allein der Schokolade zu verdanken ist. Bevor er seinen Traum verwirklichen kann, absolviert er jedoch zunächst eine Lehre in der Zuckerbäckerei seines Vaters.
Der Roman erzählt die bewegende Geschichte der Familie Sprüngli über mehrere Jahrzehnte hinweg. Neben der Haupthandlung gibt das Buch tiefe Einblicke in das damalige Leben, die gesellschaftlichen Konventionen, die Verleihung des Bürgerrechts der Stadt Zürich und die Aufnahme in eine der prestigeträchtigen Zünfte. Auch die Themen, die die ärmeren Gesellschaftsschichten betreffen, werden nicht außer Acht gelassen: Die harte Arbeit in den Fabriken, das Leben der Verdingkinder und die schlimmen Auswirkungen von Krankheiten wie der Cholera werden eindrucksvoll dargestellt.
Mein Tipp: Wer auf gut recherchiert historische Romane steht, der kommt definitiv bei Lisa Graf auf seine Kosten.

Nachts erzähle ich dir alles – von Anika Landsteiner
Eine Geschichte über Selbstbestimmung, Begehren und den Mut zur Ehrlichkeit
Léa flieht vor ihrem Leben. Sie tauscht den deutschen Sommer gegen den südfranzösischen und fährt auf das alte Familienanwesen an der Côte d´Azur. Doch ihr Plan, dort zur Ruhe zu kommen, geht nicht auf: Am Abend ihrer Ankunft unterhält sie sich mit einer jungen Frau, die noch in derselben Nacht ums Leben kommt – und Léa ist die letzte, die sie gesehen hat. Plötzlich steht Émile, der Bruder der jungen Frau, vor Léas Tür. Ihn quälen viele Fragen, weil er erfahren hat, dass seine Schwester schwanger war. Nacht für Nacht erzählen sie sich von ihren längst nicht mehr heilen Familien, sie streiten mit Haut und Haar über Schuld, Angst und Schweigen. Während Léa versucht, zurück ins Leben zu finden, setzt Émile alles daran, zu ergründen, was zum Tod seiner Schwester geführt hat.
Mein Tipp: Eintauchen in die Kulisse Südfrankreichs, die Anika Landsteiner uns einschmeichelnd näherbringt. Obschon die familiären Verstrickungen teils nicht ganz leicht sind, so lockert sie die Geschichte mit wunderbaren Szenerien einer gewissen Leichtigkeit auf.
Sie wird dich finden – von Freida Mc Fadden
Wie gut kennst du deine Nachbarn wirklich?
Die Tage, in denen Millie die Häuser wohlhabender Menschen geputzt hat, liegen lange zurück. Ihr Traum von einem eigenen Haus in einer ruhigen Nachbarschaft, wo ihre Kinder spielen können, ist wahr geworden. Doch Millie wird das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt. Sie fühlt sich beobachtet. Schliesslich macht sie einen grausigen Fund und ihre Vergangenheit holt sie mit voller Wucht wieder ein. Ist die Vorstadtidylle in Wahrheit eine tödliche Falle, aus der es kein Entkommen gibt? Nur eins ist sicher: Um ihre Familie zu schützen, würde Millie alles tun.
Mein Tipp: Mein erster Krimi Thriller von Freida Mc Fadden. Unglaublich spannend, immer wieder unvorhersehbare Wendungen bis zum Schluss. Ich bin bei Band 3 eingestiegen, es ist nicht zwingend nötig, die ersten beiden Bände gelesen zu haben.
Die Stadt der Anderen – von Patricia Melo
Glitzernde Pools, kunstvolle Skulpturen und imposante Tore: Sehnsüchtig blickt Chilves auf die luxuriösen Wohnanlagen von São Paulo. Sein eigenes Leben könnte nicht weiter davon entfernt sein: Er findet Unterschlupf auf der Praça da Matriz, ein Ort, wo jene zusammenkommen, die keinen Ort mehr haben. Da ist auch Jéssica, seine Jéssica, die große Pläne hegt für ihre gemeinsame Zukunft. Da ist der kleine Dido mit seinem Hundewelpen, der Schriftsteller Iraquitan, der sich an der Schönheit seltsamer Worte festhält, oder Farol Baixo, der Lügner. Zwischen behelfsmäßigen Verschlägen und Öltonnen, in einer Welt, in der sich jeder selbst der Nächste ist, entsteht eine unerwartete Gemeinschaft.
Mein Tipp: Keine leichte Kost, die uns Patrícia Melo da auftischt. Sie reißt uns mit in eine schmutzig schillernde Metropole und geht der Frage nach, was uns Menschen ausmacht. Ihr packender Pageturner führt uns uns Europäer ein Stückweit aus unserer Wohlstandsblase hinaus und zeigt uns eine Welt zeigt, die es eben auch gibt. Lesen!
Die Halbwertszeit von Glück – von Louise Pelt
Ein lebenskluger Roman über die große Frage: Was bedeutet eigentlich Glück?
Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiss, wer man ist?
DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu gross ist?
Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen – und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?
Mein Tipp: Ein toller Roman über Schicksal, Vergänglichkeit und die unstillbare Sehnsucht nach persönlichem Glück. Ergreifend und kunstvoll verknüpfte Geschichten dieser drei starken Frauen.
Carlas Scherben – von Frédéric Zwicker
Nach dem Tod ihrer Grossmutter Lili findet die Keramikkünstlerin Carla in deren Nachlass einen Schuhkarton mit Liebesbriefen. Ihr Grossvater Paul hat sie 1943 an Lili geschrieben. Eigentlich sollte Carla an einer Installation für die Hamburger Kunsthalle arbeiten. Doch in Pauls Briefen und in Gesprächen mit ihrer Mutter Larry tun sich ungeahnte Abgründe in der Familiengeschichte auf. Paul ist seit vielen Jahren tot. Aber er bestimmt die Familiengeschicke noch immer, wie Carla feststellt: «Du hattest deine Finger im Spiel, nicht nur bei meiner Arbeit, sondern auch in meinem Privatleben, du Puppenspieler, du Geist, du Wiedergänger.» Und als sie sich mit dem Äthiopier Dawit anfreundet, muss sie sich fragen, wie weit der Einfluss ihres Grossvaters tatsächlich reicht.
Mein Tipp: Frédéric Zwicker – der auch schon bei uns in der Bibliothek war und aus seinem Roman ‚Hier können sie im Kreis gehen‘ gelesen hat – erzählt einfühlsam und wieder mit seinem eigenen Stil aus einem turbulenten Jahr der Künstlerin Carla. Speziell: Er schreibt aus der Sicht Carlas. Der Roman richtet dabei den Blick auf drei Frauengenerationen im Wandel eines bewegten Jahrhunderts und schlägt einen Bogen von der Schweizer Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg bis hin zu den Migrationsbewegungen der Gegenwart. Ich finde den Plot sehr originell und empfehle das Buch auf jeden Fall zur Lektüre!
Weg – von Rina Rost
Eines Tages wird Malins Schwester Sybil zu Stein, verschwindet und hinterlässt eine ratlose Familie. Malin folgt ihrer Schwester in eine geheimnisvolle Welt, um Sybil zu finden und gemeinsam nach Hause zurückzukehren. Wird es ihr gelingen?
« Dieser Comic hat einen Titel, den man auf zwei Weisen aussprechen kann. Beides trifft inhaltlich zu, denn es geht um zwei Schwestern, von denen die eine plötzlich weg ist uns sich die andere auf den Weg macht. Diese doppelte Bewegung ist eine Allegorie auf Depressionen, und der Comic ist ein grosser Trost.» – Andreas Platthaus (Literaturchef der F.A.Z.)
Mein Tipp: Ein berührendes Buch für Teenager und Erwachsene, für Angehörige und Betroffene. Rina Rost ist es mit diesem Buch gelungen, das komplexe Thema « Depressionen» auf bildliche Weise und mit wenig Text aufzugreifen. Betroffene sowie Angehörige finden sich in diesem Buch wieder und es schafft Verständnis für beide Seiten.
Die Geschichten in uns – von Benedict Wells
Mein Tipp: Ein Buch wie eine persönliche Begegnung! Besonders der erste Teil über sein eigenes Leben ging mir so nahe, dass ich ihm als Seelenverwandte gerne ein paar Zeilen geschrieben hätte. Benedict Wells erzählt hier von der Faszination des Schreibens und gibt einen tiefen Einblick in sein Leben, von seiner Kindheit bis zu seinen ersten Veröffentlichungen. Als begeisterte Leserin all seiner Werke und Besucherin seiner Lesungen habe ich regelrecht mitgefiebert und vieles hat sich mir im Nachhinein erschlossen. Anhand eigener und anderer Werke zeigt er anschaulich, wie ein Roman entsteht, was fesselnde Geschichten ausmacht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Sehr berührend für alle die Literatur (und Benedict Wells) lieben. Auch wenn sie bis anhin noch nie mit dem Gedanken gespielt haben, selber ein Buch zu schreiben.
Verschiebung im Gestein – von Mariann Bühler
Lange hat draußen das Schild »Bis auf Weiteres geschlossen« gehangen, bis Elisabeth die Entscheidung trifft, die Bäckerei weiterzuführen. Sie allein. Jeden Morgen feuert sie an, rührt den Teig, schiebt die Brote in den Ofen – und überrascht das ganze Dorf und sich selbst dazu. In derselben Gegend Alois’ Hof. Ein Hof, seit Generationen in Familienbesitz, Alois wurde nicht gefragt, ob er ihn übernehmen wollte. Er lebt mit dem Hund, überhört die Erwartung, eine Familie zu gründen – aber etwas schnürt sich zu. Vielleicht hat das mit Camenzind zu tun. Unterdessen kehrt eine junge Frau ins Dorf zurück; die drei Stufen zur Bäckerei laufen sich wie von selbst. Bei den Großeltern holt sie den Schlüssel zum Sommerhaus, es soll verkauft werden. Sie sieht alles wieder, den Bergkamm, das Tal, den Balkon mit der Zugbrücke. Bald, so scheint es ihr, beginnt das Haus mit ihr zu sprechen. Der Roman verfolgt drei Figuren, die nichts voneinander wissen und doch verbunden sind – durch die Gegend, das Dorf und die drängende Frage, wie es eigentlich weitergehen soll. Hartnäckig haben sich in ihnen weitläufige Spuren von Vergangenem festgesetzt, aber dann gerät doch etwas in Bewegung.
Mein Tipp: Der Stil von Bühler ist sehr unkonventionell, sec und reduziert. Vieles wird nicht ausgeschrieben, muss selber gedacht werden. Das ist anspruchsvoll, aber auch reizvoll und spannend. Kernthema dieses Buches sind die eigenen Wünsche, die lange beiseite geschoben worden sind oder überhaupt erst ab einem gewissen Zeitpunkt im Leben denkbar werden. Hier greift auch die Analogie des Gesteins: Schicht um Schicht türmt sich die Zeit auf, eine Topographie des eigenen Lebens, mit Erlebnissen, die als Sedimente in Erinnerung bleiben. Der Mensch ist damit kein einheitliches Ganzes, sondern ein Gefüge, das sich durch Druck und Temperatur verändern kann — bis hin zu Brüchen und Felsstürzen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und gebe meine volle Empfehlung für dieses Erstlingswerk der in Basel lebenden Autorin, welches für den Schweizer Buchpreis nominiert war.
Café Royal – von Marco Balzano
Die Bewohner der Via Marghera in Mailand atmen auf: Der Lockdown ist aufgehoben, der Alltag wird geselliger und verlagert sich wieder nach draussen – und ins Café Royal, an dessen Tresen die Nachbarschaft zusammenkommt. Gabriele erkundigt sich beim Kellner Roberto nach dem attraktiven Carlo, die lebenshungrige Elena bandelt am Nebentisch mit Manuel an, dem besten Freund von Luca, der seinerseits die eingeschlafene Affäre mit Veronica reaktiviert. Stolze Mütter treffen auf eigenwillige Töchter, ein verzagter Priester trifft auf eine junge Obdachlose und ein desillusionierter Arzt hadert mit dem Geburtstag seiner Frau. Gemeinsam bilden sie einen lebendigen Mikrokosmos voller einzigartiger Figuren.
Mein Tipp: Ein Roman, bestehend aus 18 Kapiteln, welche sich wie einzelne Kurzgeschichten lesen, da deren jeweilige Protagonisten irgendwie verbunden sind. Im Mittelpunkt steht das Café an der Via Marhera. Balzano versteht es, auf wenigen Seiten ganze Welten und lebendige Figuren zu erschaffen, deren Leben nicht immer ganz geglückt ist. Wie im richtigen Leben ist das Ende der Geschichten offen bzw. es geht um einzelne Episoden. Ein toller Schriftsteller – was er ja bereits in seinen vorhergehenden Romanen gezeigt hat.
Stay away from Gretchen – eine unmögliche Liebe – von Susanne Abel
Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Als die Diagnose Demenz im Raum steht, ist Tom entsetzt. Bis die Krankheit seiner Mutter zu einem Geschenk wird: Erstmals erzählt Greta aus ihrem Leben – von ihrer Kindheit in Ostpreussen, den geliebten Grosseltern, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter und ihrer Zeit im besetzten Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stösst, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.
Mein Tipp: Mit dem Buch „Stay away from Gretchen“ hat Susanne Abel einen bewegenden Roman geschrieben, der in zwei Zeitebenen spielt. In der Gegenwart wird aus der Sicht von Tom erzählt. Die Vergangenheit handelt von Gretas Leben während des zweiten Weltkriegs – 1950er Jahre. Mit der Rassentrennung innerhalb der US-Armee und dem Umgang mit alleinerziehenden Frauen und ihren Babys mit dunkler Hautfarbe im Nachkriegsdeutschland, bindet die Autorin heute wenig kommunizierte, aber wichtige Themen in ihre Geschichte ein. Mich hat die ergreifende Erzählung sehr berührt und daher empfehle ich sie gerne weiter.
Girls Night – von Claire Douglas
Beste Freundinnen auf dem Weg zu einer unvergesslichen Party. Doch nur eine kehrt zurück. Zwanzig Jahre ist es her, dass Olivia auf einer verlassenen Landstrasse einen tragischen Verkehrsunfall verursacht hat. Zwanzig Jahre seitdem ihre drei besten Freundinnen, die mit im Auto sassen, mitten in der Nacht spurlos vom Unfallort verschwanden. Noch immer muss sie sich den vorwurfsvollen Blicken der Angehörigen und den Gerüchten der Kleinstadt stellen. Dabei kann sie sich selbst an nichts erinnern. Journalistin Jenna Halliday scheint Olivias letzte Hoffnung auf die Wahrheit, denn sie soll über den Fall, der ganz Grossbritannien in Atem gehalten hat, in ihrem True-Crime-Podcast berichten. Bei ihren Recherchen trägt Jenna immer neue Geheimnisse ans Licht. Ist es möglich, dass die verschwunden Mädchen Opfer eines grausamen Verbrechens wurden? Und was, wenn die Gefahr noch lange nicht gebannt ist.
Mein Tipp: Mein erster Thriller aus der Feder von Claire Douglas und ich bin begeistert! Für alle Thriller Fans die Spannung lieben, es aber nicht zu brutal mögen. Kein Gemetzel und kein Blutbad, nur Nervenkitzel pur. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.
Frau Morgenstern und das Vermächtnis, Band Nr. 6 – von Marcel Huwyler
Violetta Morgenstern, pensionierte Lehrerin und Auftragsmörderin im Namen des Staates, hat ihre mörderische Berufung an den Nagel gehängt und geniesst den Ruhestand. Doch dann wird sie für einen letzten Auftrag vom Killerministerium »Tell« zurückgeholt: Ihr Ex-Kollege Miguel Schlunegger hat ohne ersichtlichen Grund einen Menschen umgebracht. Nun sitzt er im Gefängnis, schweigt eisern – und soll bald eliminiert werden. Morgenstern versucht verzweifelt herauszufinden, warum er gemordet hat. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – und eine Reise in die dunkelsten Abgründe von Miguels Seele.
Mein Tipp: Spritzige Abfolgen, detaillierte und unterhaltsame Geschehnisse mit der bekannten Prise schwarzen Humors! Zum Eintauchen, nicht mehr weg legen, weil … was ist denn um Himmelswillen mit dem Schluni los ..
Mein drittes Leben – von Daniela Krien
Sie hat alles gehabt und alles verloren: Sekunden der Unachtsamkeit kosten ihre einzige Tochter das Leben. Tief sieht Linda in den Abgrund und wäre beinahe gefallen, doch da sind hauchfeine Fäden, die sie halten – die Hündin Kaja, die steten Handgriffe im Garten, das Mitgefühl für andere. Wie viel Kraft in ihr steckt, ahnt sie erst, als sie zurückfindet in einen Alltag und zu sich selbst.
Mein Tipp: Krien hat den Weg der Trauerbewältigung wunderbar beschrieben. Feinfühlig, ehrlich und kein bisschen langweilig geht sie durch die verschiedenen Phasen, welche Linda durchlebt. Im Gegensatz zu ihrem Mann, welcher einen ganz anderen Umgang hat, mit dem Verlust umzugehen, zieht sie sich vollständig zurück und findet erst nach langer Zeit wieder zurück ins Leben. Ich mag die Art sehr, mit welcher die Autorin wie auch in ihren vorhergehenden Büchern über Gefühle zu schreiben vermag. Meines Erachtens ist dieses Buch zu recht auf der Longlist für den deutschen Buchpreis 2024.
Close to home – von Michael Magee
Mit gerade mal 22 Jahren steht Sean an einem Scheidepunkt. Aufgewachsen im von der Wirtschaftskrise erschütterten Belfast, inmitten von Arbeitslosigkeit, Tristesse und den schwelenden Nachwirkungen der Nordirland–Konflikte, scheint sein Traum, Schriftsteller zu werden, vollkommen unerreichbar. Stattdessen hängt er fest in einem Teufelskreis aus Partys und Drogen – bis er im Rausch einen jungen Mann niederschlägt und vor Gericht landet. Erst jetzt findet er die Kraft, sein Leben neu zu sortieren. Wie konnte er zu dem Menschen werden, der er ist, der ihm aber doch so fremd ist? Wir erleben Sean auf einer schmerzhaft–intensiven Reise zu sich selbst.
Mein Tipp: Klassenzugehörigkeit, Gewalt und die Herausforderung, einer Welt anzugehören, die einen per se schon zum Aussenseiter macht – dieser Roman ist brutal ehrlich und keine leichte Kost. Eine offenherzige, gleichermaßen raue wie zarte Selbsterkundung, zutiefst berührend in ihrer Verletzlichkeit. Und wir zittern von der ersten bis zur letzten Seite: schafft es Sean, sich ein selbstbestimmtes Leben zu erarbeiten oder bleibt er wie so viele hängen im Sumpf von Drogen und Gewalt?
Folge dem Rat deines Herzens und du wirst bei dir selbst ankommen – von John Strelecky
»Dieses Buch enthält Momente inspirierten Bewusstseins. Ideen, Gedanken und Erkenntnisse, die mich an verschiedenen Punkten meines Lebens durchströmten. In der Regel geschah dies, wenn ich mich am stärksten auf die Verbindung zu meinem Herzen einliess.«
Mein Tipp: Klein und handlich für die Handtasche oder als « Bettmümpfeli» aufs Nachtkästchen. Kleine Weisheiten und Denkanstösse farbig illustriert.
Dirk Sterman – Mir geht’s gut, wenn nicht heute, dann morgen
Fast ihr ganzes Leben hat Erika Freeman in New York verbracht, dann sitzt sie eines Abends in der Talkshow von Dirk Stermann, «Willkommen, Österreich», und verzaubert ihren Gastgeber und die Nation. Im hohen Alter lebt sie wieder in ihrer Heimatstadt Wien, jeden Mittwoch kommt Dirk sie nun besuchen, um sich mit ihr bei Kipferln und Melange über Gott und die Welt zu plaudern, und aus diesem erzählten Jahrhundertleben einen so amüsanten wie bewegenden Roman zu machen.
Geboren 1927, ist Erika mit 12 Jahren vor den Nazis nach New York geflohen. Sie wächst in einem Waisenhaus auf, hat Anteil an der Gründung Israels und wird nach dem Studium Psychoanalytikerin; ganz auf sich gestellt, ihre Mutter hat den Krieg nicht überlebt. Ihr Vater, vermeintlich im KZ gestorben, glaubt seinerseits, als Einziger der Familie überlebt zu haben, bis er mitten auf dem Broadway seinen Bruder trifft. Als Therapeutin ist Erika bald eine Berühmtheit, die Riege ihrer berühmten Patienten reicht von Washington bis Hollywood. Nun, mit 95, ist sie wieder Österreicherin geworden, residiert im berühmten Hotel Imperial, wo einst Hitler nächtigte, und wenn man sie fragt, wie es ihr geht, sagt sie: «Gut. Wenn nicht heute, dann morgen.»
Mein Tipp: Stermann zeigt sich als feiner Beobachter und Zuhörer, dem es gelingt, all die Tragik in Freemans Leben mit ihrem Witz zu verknüpfen. Ein wunderbares Buch!
Todesrache – von Andreas Gruber
BKA–Profiler Maarten S. Sneijder ist bei seinem letzten Einsatz nur knapp dem Tod entronnen und hat fast sein gesamtes Team verloren. Darunter auch seine Kollegin Sabine Nemez. Da ergibt sich ein
Hinweis, dass zumindest sie noch am Leben sein könnte. Unter Hochdruck muss Sneijder nun ein neues Team zusammenstellen, um sie aufzuspüren und aus den Verstrickungen eines hochkomplexen Falles zu befreien. Dabei ist vor allem die Mitarbeit des exzentrischen Leipziger Kripoermittlers Walter Pulaski entscheidend. Doch der ist gerade selbst einem besonders grausamen Verbrechen auf der Spur und zeigt sich wenig hilfsbereit .
Mein Tipp: Mit Todes Rache habe ich mich zum ersten Mal in die Buchserie der «Todes–Reihe» reingelesen. Auch ohne Vorkenntnisse zu den vorherigen Bänden kommt man gut in den Thriller rein,
allerdings musste ich mich zuerst an den für mich neuen Protagonisten Maarten–S.Sneijder gewöhnen. Definitiv ist das Buch nichts für schwache Nerven, super spannend und abwechselnd. Als grosser Pulaski Fan (Grubers Rache– Reihe) freute ich mich besonders über den Gastauftritt des Kommissars.
Long Island – von Colm Toibin
Ein Mann und eine Frau treffen sich nach fast zwanzig Jahren wieder – und stehen noch einmal vor der Entscheidung ihres Lebens. Eilis lebt in Long Island mit ihren Kindern und Tony, für den sie ihre Jugendliebe Jim in Irland zurückließ. Als sie erfährt, dass Tony sein uneheliches Kind in der gemeinsamen Familie aufziehen will, bricht sie in ihre Heimat auf. Dort holen sie ihre alten Gefühle ein. Auch für Eilis ehemals beste Freundin Nancy steht bei dieser Dreiecksbeziehung einiges auf dem Spiel.
Mein Tipp: Widersprüchliche Gefühle und menschliche Unzulänglichkeiten zu beschreiben, ist Toibin’s Spezialität. Ich bin ein grosser Fan seiner Kurzgeschichten. Sein neuer Roman konnte mich durchaus fesseln. Auch wenn ich mir zwischenzeitlich nicht ganz sicher war, ob ich mich nun in einer banalen, oft sehr nahe am Kitsch gelegenen Liebesgeschichte befinde. Die Charaktere der drei ProtagonistInnen scheinen alle nicht wirklich erwachsen. Ihre Unentschlossenheit und Initiativlosigkeit kommen trotz der doch so emotionsgeladenen Lebenssituationen nicht sehr sympathisch und eher unnahbar, oberflächlich und egoistisch rüber. So konnte mich umso mehr der Schluss begeistern, wo eine der Personen auf raffinierte Art die Initiative übernimmt und damit die Zukunft aller bestimmt. Diese Wende fokussiert auf die Stärke des irischen Autors und wirkt nachhaltig auf mich. Meine Empfehlung!
Violeta – von Isabel Allende
Violeta ist die inspirierende Geschichte einer eigensinnigen, leidenschaftlichen, humorvollen Frau, deren Leben ein ganzes Jahrhundert umspannt. Einer Frau, die Aufruhr und Umwälzungen ihrer Zeit nicht nur bezeugt, sondern am eigenen Leib erfährt und erleidet. Und die sich gegen alle Rückschläge ihre Hingabe bewahrt, ihre innige Liebe zu den Menschen und zur Welt.
An einem stürmischen Tag des Jahres 1920 kommt sie zur Welt, jüngste Schwester von fünf übermütigen Brüdern, Violeta del Valle. Die Auswirkungen des Krieges sind noch immer spürbar, da verwüstet die Spanische Grippe bereits ihre südamerikanische Heimat. Zum Glück hat der Vater vorgesorgt, die Familie kommt durch, doch schon droht das nächste Unheil, die Weltwirtschaftskrise wird das vornehme Stadtleben, in dem Violeta aufwächst, für immer beenden, die del Valles ziehen sich ins wild-schöne Hinterland zurück. Dort wird Violeta volljährig, und schon steht der erste Verehrer vor der Tür …
Mein Tipp: In einem Brief, den Violeta am Ende Ihrer Tage ihrem geliebten Enkel schreibt, erfahren wir welch turbulentes Leben die Protagonistin führte. Fesselnd und mit geschichtlichem Hintergrund war dieses Buch ein wunderbarer Lesegenuss für mich.